Vorbereitung

Vorbereitung

Seit ein paar Jahren beschäftigten wir uns schon mit der Idee, mit D-GCOB einmal um die Welt zu fliegen – wenn das andere machen und schaffen warum wir nicht auch?

Bei einigen Gläsern Wein, tausenden Klicks auf Luftbildern und Karten und hunderten YouTube Videos entstand nach und nach unsere Route. Wir orientierten uns an den Reisberichten von Wolfgang Reichenberger und ergänzten Länder, Orte und Städte, die wir schon immer mal sehen wollten.

Parallel rüstete Michael D-GCOB mit neuen Motoren, einem Wetterradar, dem GOLZE Sattelitenwetter und einem ADS-B Transponder auf, den wir für viele Länder brauchen.

Im letzten halben Jahr nahm unsere Planung dann richtig Fahrt auf – wir trafen uns mit erfahrenen Ferry-Piloten und erfolgreichen „Earth Roundern“ wie Fritz Lehner, Fabio Trojan und Jens Thamer, von denen wir viele wertvolle Tipps, wichtige Adressen und nützliches Equipment wie das HF-Funkgerät und die Turtle-Packs bekamen – noch mal einen herzlichen Dank an dieser Stelle.
…und plötzlich rückte unser gedanklich gesetzter Termin „Ostern 2023“ immer näher. Neben kleinen Panikattacken vor unserer eigenen Courage kümmerten uns um Rettungsmittel, das HF-Funkgerät, Turtle-Packs, Sauerstoff, Visa, Impfungen und tausend Kleinigkeiten. Unsere Pack- und Ausrüstungsliste könnt ihr euch unter „Hilfreiches“ ansehen.

Eine Woche vor unserem geplanten Abflugtermin brachten wir D-GCOB noch einmal in die Wartung und packten sie anschließend bis unters Dach voll mit unserem Equipment – natürlich unter Berücksichtigung des zulässigen Gesamtgewichts – wir wollten ja noch abheben können.

Dann war es so weit – am Montag den 10. April 2023 ging es los – einen Tag früher als gedacht, da am 11. April besonders über den Alpen mit mittlerer Verweisung zu rechnen war. Auch unsere Route legten wir von Krk (Kroatien) kurzerhand auf Wiener Neustadt (Österreich) um, da der Rijeka Airports auf Krk montags nicht geöffnet hatte.
Was für ein Gefühl – Abenteuerlust und Vorfreude begleitet von ein bisschen Angst und Wehmut unsere Lieben für vier Monate nicht sehen zu können.

Auf ins Abenteuer – von Zuhause nach Wiener Neustadt

Auf ins Abenteuer – von Zuhause nach Wiener Neustadt

Nach einem schweren Abschied von unseren Lieben fuhren wir in Richtung JadeWeserAirport. Vor Ort tankten wir D-GCOB noch einmal randvoll und verstauten unser letztes Gepäck.
Bei kräftigem Wind und Sonnenschein ging es um 14:58 Uhr auf der Startbahn 20 los zu unserem ersten Flug nach Wiener Neustadt. Trotz erreichtem zulässigem Gesamtgewicht hob unser kleines Flugzeug problemlos ab – dann also auf ins Abenteuer.

 

Nach einem ruhigen Flug in FL120 landeten wir um 18:21 Uhr in Wiener Neustadt. Dort tankten wir D-GCOB in Vorbereitung für unseren nächsten Flug nach Athen wieder randvoll und liefen etwa fünf Kilometer zu unserer gewählten Unterkunft.

Nachdem wir eingecheckt hatten, knurrte uns vor Hunger ganz schön der Bauch. Da aber Ostermontag war, war Wiener Neustadt wie ausgestorben. Wir liefen von Restaurant zu Restaurant, aber alle waren geschlossen. Bei einem asiatischen Imbiss in der Innenstadt konnten wir schließlich doch noch ein paar Bratnudeln und ein Dosenbier ergattern. Im Hotel gönnten wir uns noch ein Glas Wein und fielen danach erschöpft ins Bett.

Von Wiener Neustadt nach Athen

Von Wiener Neustadt nach Athen

Um kurz vor 08:00 Uhr holte uns ein Taxi vom Hotel ab und brachte uns zum Flugplatz. Bei D-GCOB angekommen, stellten wir fest, dass der GOLZE Satelliten-Wetter-Empfänger weder GPS noch einen Iridium-Empfang hatte. Das Flugzeug war kurz vor unserem Abenteuer noch in der Wartung gewesen und die Antenne des Geräts wurde in dieser vermutlich temporär gelöst. Michael nahm die Cockpitabdeckung ab, konnte aber keinen offensichtlichen Fehler entdecken – die Antenne schien korrekt angeschlossen, nur die Buchse wackelte ein wenig. Da wir unseren Flugplan für 09:00 Uhr aufgeben hatten, beschlossen wir, uns in Griechenland das Problem genauer anzusehen.

Um kurz vor 09:00 Uhr holten wir uns von „Wien Radar“ die Freigabe für den Flug und starteten pünktlich über die Piste 09 bei bester Sicht und Sonnenschein. Mit 18 kts. Rückenwind ging es dann in FL120 in Richtung Athen. Unterwegs querten wir den Balaton-See in Ungarn, den wir erstmalig aus der Luft sahen.

Bei Sonnenschein und kräftigem Wind landeten wir mit einem traumhaften Panorama um 14:26 Uhr in Athen. Ein „Follow Me“ wartete schon auf uns und brachte uns zu unserem Parkplatz, an dem unser Handling-Agent uns empfing. Über „World Fuel Service“ hatten wir vor Abflug Jet-Fuel bestellt, so dass unser Handling-Agent sofort einen Tanklaster rufen konnte, der D-GCOB wieder randvoll machte – also alles bestens. Michael baute noch den GOLZE Satelliten-Wetter-Empfänger aus und wir fuhren mit einem Taxi zu unserer Unterkunft nahe dem Airport.

In der Unterkunft stellte Michel fest, dass der Antennenkontakt abgerissen war. Nachdem wir uns bei einem Supermarkt mit Getränken und einer neuen vernünftigen Zahnbürste eingedeckt hatten – wir hatten vor dem Abflug den Kopf wohl zu voll mit wichtigeren Dingen – machten wir uns auf die Suche nach einem Lötkolben. Von einem sehr netten Autowerkstattinhaber bekamen wir einen guten Tipp zu einer Art Elektrofachgeschäft, bei dem wir tatsächlich einen Lötkolben und Lötzinn ergattern konnten.
Wieder in der Unterkunft machten wir die Flugvorbereitung für den nächsten Tag. Dies erwies sich als nicht so einfach, da der Flugplan, den wir mit Garmin Pilot erstellten, nicht gültig war – unser Agent Ahmed von G.A.S.E übernahm aber glücklicherweise. Anschließend lötete Michael die Antenne noch neu an und nun galt es Daumen drücken, dass der GOLZE Satelliten-Wetter-Empfänger wieder funktioniert.

Abends fanden wir ein kleines, gemütliches, griechisches Restaurant und fielen anschließend ziemlich erschöpft ins Bett.

Von Athen nach Kairo

Von Athen nach Kairo

Kurz vor 08:00 Uhr nahmen wir uns ein Taxi zum General Aviation Terminal. Leider wurden wir an einer anderen Stelle des Athener Flughafen rausgelassen, sodass wir noch ein bisschen zu Fuß unterwegs waren. Da unser Flugplan für 09:00 Uhr aufgeben war, musste Ahmed diesen um eine Stunde verschieben.

Am Terminal angekommen, empfing uns wieder unser Handling-Agent, der uns zu D-GCOB brachte. Hier packten wir unsere Tasche für die nächsten Tage neu und zogen uns unsere Pilotenverkleidung an. In Ägypten und auch im gesamten asiatischen Raum ist es wohl dringend erforderlich, wie ein „echter“ Pilot auszusehen, um ernst genommen zu werden und auch wieder zu seinem Flugzeug zu gelangen. Auf Ebay haben wir uns aus China die Abzeichen und im Berufsbedarf die passenden Hemden bestellt.

Michael baute noch den GOLZE Satelliten-Wetter-Empfänger ein und nachdem wir unsere Freigabe bekommen hatten, starteten wir pünktlich um 10:00 Uhr bei Sonnenschein über die Piste 21R. Mit kräftigem Rückenwind um die 30 kts. Ging es meist in FL130 Richtung Ägypten. Unterwegs mussten wir einige Cumulanten mit ordentlich Eis umkurven, was uns durch unsere Wetterradar aber hervorragend gelang. Kurz vor Kairo wurden wir durch Turbolenzen ordentlich durchgeschüttelt – teilweise klebten wir mit dem Kopf sogar unterm Dach.

Bei kräftigem Wind landeten wir um 12:51 Uhr sicher auf dem Capital International Airport – vor zwei Tagen ging hier wohl ein starker Sandsturm mit Gewittern durch – und wurden von einem Haufen freundlicher Ägypter und unserem Handling Agenten empfangen. D-GCOB wurde wieder vollgetankt und ordentlich gegen den Sturm festgezurrt und abgedeckt. Nachdem wir unseren Track überprüft hatten, konnten wir feststellen, dass die Reparatur vom Golze ADL erfolgreich war. Unser Track wird wieder dargestellt. Danke an Dimitri für seinen 7,50 € Lötkolben.

Der Flugplatz war wie ausgestorben – gefühlt waren alle Mitarbeiter nur wegen uns hier. So ging die Einreise inklusive Fiebermessen in zwei Minuten.

Ein Fahrer brachte uns durch einen sehr chaotischen Verkehr nach Kairo zu unserem Hotel. Dort angekommen kam gleich der Concierge angelaufen – „Captain Jaeger“ welcome. Was für ein Empfang – das kam uns sehr komisch vor – ab jetzt sollten wir vielleicht immer in Uniform verreisen. Unglaublich welche Aufmerksamkeit man durch ein weißes Hemd und ein paar Abzeichen erhält.
Im Hotel machten wir wieder die Flugvorbereitung für den nächsten Flug, erkundeten ein wenig die Umgebung und suchten uns etwas zu essen.

Am nächsten Tag hatten wir eine Tagestour durch Kairo und zu den Pyramiden von Ahmed organisiert bekommen – vielen Dank, ohne dich wäre die Reise hundertfach so kompliziert.

Pünktlich wurden wir von einem sehr netten Fahrer vormittags abgeholt, der uns zu den Pyramiden brachte, bei denen ein Reiseführer auf uns wartete. Dieser erzählte uns viel von der ägyptischen Geschichte und der Entstehung der Bauwerke. Für uns waren die Pyramiden sehr beeindruckend und in jedem Fall den Ausflug wert.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen in einem nahe gelegenen Restaurant, kurvten wir noch ein wenig durch Kairo und bestaunten vom „Kairo-Tower“ aus den Nil und die riesige Stadt. Kairo hat 20 mio. Einwohner, was wir zuvor gar nicht wussten.
Abends waren wir ein bisschen verbrannt und verstaubt, aber sehr glücklich – was für eine große, chaotische und laute aber sehr beeindruckende Stadt. Das viele Hupen im Straßenverkehr werden wir sicher nicht vermissen.

Von Kairo nach Buraida

Von Kairo nach Buraida

Um 07:30 Uhr brachte uns ein freundlicher Fahrer durch das heute ausgestorbene Kairo zum Flughafen. Dort wurden wir von einer noch größeren Horde Ägyptern als bei unserer Ankunft empfangen – schätzungsweise 20-30 Mann und eine Frau. Vor Ort war die Polizei, die Immigration, der Flugplatzmanager, unser Handling-Agent und viele viele Sicherheitsbeauftrage und Flugplatzmitarbeiter. Wir wurden richtig eskortiert. Bis auf eine Cessna Caravan, die Fallschirmsprünge anbietet, war D-GCOB immer noch das einzige Flugzeug.

Nachdem wir unsere Taschen neu gepackt und D-GCOB für den Flug vorbereitet hatten, ging es in Pilotenverkleidung pünktlich um 09:10 Uhr und Sonnenschein über die Piste 01L in Richtung Saudi-Arabien – was uns da wohl erwartet.

Bei der Hotelbuchung am Vorabend wurde uns direkt mitgeteilt, „Paare, die sich ein Zimmer teilen möchten, müssen eine Eheurkunde vorlegen.“ Wir haben zwar keine Urkunde dabei aber immerhin den gleichen Namen im Reisepass – ein Glück haben wir das mit der Heirat letztes Jahr noch erledigt.

Magdalena hat weder Hijab noch Abaya im Gepäck, obwohl das in der Öffentlichkeit während Ramadan wohl erwünscht ist – natürlich ist gerade Ramadan. Aber langärmelige Kleidung muss ausreichen. Die paar Flaschen Bier aus Athen haben wir am Vorabend auch besser getrunken – es könnten uns sonst Peitschenhiebe drohen, da die Einfuhr von Alkohol strengstens verboten ist.

Bei toller Sicht ging es in FL110 über die Wüste und über Hurghada mit seinen Stränden und Korallenriffs. In Ägypten terrorisierte einen der Flugfunk nahezu – da war an eine Unterhaltung oder an Musikhören nicht zu denken. Kaum hatten wir die Grenze zu Saudi-Arabien passiert war nur noch Stille.

Nach einem langen, aber wunderschönen Flug landeten wir um 15:20 Uhr Ortszeit in Saudi Arabien. Dort wurden wir von zwei strengen Männern erwartet, die am liebsten sofort D-GCOB nach Alkohol durchforsten wollten. Als wir ihnen mitteilten, dass wir keinen Alkohol an Bord haben und nur Handgepäck mitnehmen, schienen sie beruhigt.

Ein Tanklaster kam auch sofort und war so beherzt beim Tanken, dass alle vier Tanks überliefen – nun haben wir für den nächsten Flug genug Jet Fuel. Die Einreise ging schleppend, irgendwie konnte die Immigration unser GENDEC nicht richtig lesen oder verstehen. Vielleicht waren sie auch etwas verwirrt, weil wir Deutsche waren und gerade aus Ägypten kamen. Nach hunderten Anrufen und tausenden Fotos von unseren Pässen und unserem GENDEC bekamen wir dann doch einen Stempel und durften einreisen.

Ein Taxi brachte uns zu unserem Hotel. Nachdem wir eingecheckt hatten, suchten wir nach einem Supermarkt, um unseren Getränke- und Snackvorrat aufzufüllen. Wir rannten ungefähr eine Stunde durch Buraida, bis wir endlich einen geöffneten Supermarkt gefunden hatten, bei dem man auch mit VISA bezahlen konnte.

Zurück im Hotel wurde uns erklärt, dass heute kein Essen zu bekommen sei. Also rannten wir wieder zum Supermarkt und kauften uns Brot, Käse und Nudelsuppen, die wir dann auf dem Zimmer aßen.

Nach unserer Flugvorbereitung fielen wir wieder erschöpft ins Bett.

Insgesamt waren wir positiv von Saudi-Arabien überrascht. Die Männer sind hier zwar sehr streng und es gibt so seltsame Regelungen, wie dass Männer und Frauen in Restaurants getrennt essen müssen, aber Buraida wirkte recht gepflegt und aufgeräumt. Auch konnten wir uns problemlos und zu Fuß in der Stadt bewegen und fühlten uns sicher und mehr oder weniger willkommen.