Im Hotel bekamen wir ein Toast und einen Kaffee bevor wir gegen 07:30 Uhr von unserem FBO abgeholt wurden. Wir brachten unser Gepäck zum Flughafen und fuhren dann in das Büro der Customers, wo wir eine Stunde Zeit verloren und Lehrgeld für das abgelaufene Zeitfenster der Anmeldung für D-GCOB bezahlen mussten aber insgesamt sehr freundlich behandelt wurden – Dumm- und Unwissenheit schützt halt vor Strafe nicht. Unser FBO verschob unseren Flugplan noch einmal um eine halbe Stunde und so hoben wir um 10:10 Uhr über die Piste 33 ab in Richtung Grönland. Nur unsere Überlebensanzüge hatten wir kurz vor dem Start wieder ausgezogen. Die waren so unglaublich groß und mit Schwimmkörpern versehen, dass wir zusammen kaum noch in das Flugzeug passten – Michael geschweige denn richtig hätte fliegen können. Bei einem Absturz hätten wir in den Dingern im eiskalten Wasser sicherlich überlebt, aber praktikabel waren sie nicht.
Beim Start kämpfen wir uns noch ein bisschen durch Wolken und Vereisung, hatten das schlechte Wetter aber bald hinter uns gelassen und flogen in FL110 über den Wolken. Nach etwa einer Stunde hatten wir den Funkkontakt zu den Controllern verloren und unser HF-Funkgerät mit der 10 Meter langen Antenne kam wieder zum Einsatz. Das funktionierte erstaunlich gut und wir machten unsere Positionsreporte „every hour on the hour“. Kurz vor Narsarsuaq lösten sich die Wolken dann auf und wir hatten eine phantastische Sicht auf die Gletscher und die Küste von Grönland.
Der Landeanflug war aufgrund der umliegenden Berge anspruchsvoll aber durch die tolle Sicht gut zu meistern. Nach der Landung um 15:25 Uhr tankten wir D-GCOB wieder randvoll und suchten in dem Flughafenoffice nach irgendeiner offiziellen Person, der wir all unsere Dokumente unter die Nase halten und nach Vollständigkeit überprüfen lassen konnten. Im Tower wurden wir nur angegrummelt, dass sie die Immigration bereits für uns gemacht hätten – seltsam unsere Pässe hatten sie ja gar nicht.
Zu Fuß liefen wir zu unserem Hotel, dass an eine Jugendherbe erinnerte, dafür aber so viel wie ein fünf Sterne Hotel kostete. Narsarsuaq war winzig und bestand eigentlich nur aus dem Flugplatz, einer Handvoll Häusern und Containern, ein paar Schotterwegen, einem Café mit Museum und dem Hotel. Man hatte aber einen großartigen Blick auf den Eriksfjord, auf dem kleine Eisberge schwammen und die umliegenden Berge und Gletscher mit ihrer kargen Vegetation.
Im Hotel erledigten wir die Flugvorbereitungen für die nächsten Tage, was aufgrund der beinahe fehlenden Internetverfügbarkeit ein wenig Zeit in Anspruch nahm. Anschließend gingen wir hungrig zum Abendessen und trafen dort auf Jan Brill, dem Herausgeber von „Pilot und Flugzeug“, seinem Mitflieger Martin Albrecht, der bei MT-Propeller tätig ist und auf Theo Beisch, der mit seiner Cirrus unterwegs war. Alle drei hatten OshKosh besucht und waren nun auf dem Heimweg. Wir verbrachten einen sehr schönen und interessanten Abend, bei dem wir uns rege über die Fliegerei und unsere Reiseerlebnisse austauschten.
Nach dem Essen gingen wir noch ein wenig am Eriksford spazieren, während die Sonne unterging, es aber nicht ganz richtig dunkel wurde. Die Luft war unglaublich klar und es herrschte eine so friedliche Stimmung. Es war so leise, dass man die Stille förmlich hören konnte – was für ein besonderer Ort. Grönland ist in jedem Fall eine Reise wert und wir kommen sehr gerne wieder, um hier ein bisschen mehr Zeit zu verbringen und zu wandern.