Von Hawaii nach Monterey und San Francisco

Juni 19, 2023

Die Nacht über schliefen wir gar nicht, wir drehen uns von einer Seite zur anderen und guckten alle paar Minuten auf den Wecker. Um 03:00 Uhr standen wir auf, packten ein paar Getränke und Snacks in den Rucksack und liefen bei leichtem Regen zum Flughafen – ein kleiner Spaziergang tut vor so einem langen Flug gut. Um 04:15 Uhr wurden wir aufs Rollfeld gelassen und unser Rucksack sowie D-GCOB von der United States Department of Agriculture (USDA) auf Früchte und Pflanzen kontrolliert. Der Flughafen war stockdunkel und ausgestorben und am Himmel zeichnete sich erst ganz langsam die Morgenröte ab. Wir standen mit einem sehr mulmigen Gefühl vor D-GCOB – was machen wir hier eigentlich? Dann nahmen wir uns fest in den Arm, versprachen, uns über das Satellitentelefon auf dem Laufenden zu halten und dass Magdalena das GOLZE-Tracking gut im Auge behält. Michael kletterte in D-GCOB und ließ die Motoren an. Über 5-maliges Betätigen der Funktaste auf der Towerfrequenz schaltete er die Flugplatzbeleuchtung an und rollte über den Taxiway um 05:07 Uhr auf die Piste 26. Unsere Herzen schlugen bis zum Hals aber D-GCOB flog und das richtig gut. Sie hievte sich natürlich ein bisschen schwerfälliger in die Höhe aber hatte auch dieses Mal noch eine gute Steigleistung.

In Flugfläche 180 ging es nun über den Pazifik – 3800 km über Wasser, ohne eine Möglichkeit zu landen. Die Wetterbedingungen waren nach zweiwöchigem Warten ideal – es gab keine Wolken oder Turbulenzen auf der gesamten Strecke und auch die Windbedingungen waren gut. In dieser Höhe ist die Luft nur noch halb so dicht, wie am Boden und D-GCOB kann gute 10-15 Knoten bei gleicher Leistungseinstellung schneller fliegen. Weiterhin hat man für den unwahrscheinlichen Fall einer Störung 15-20 min. mehr Zeit sich einen Plan B einfallen zu lassen oder eventuell ein Schiff auszumachen, bei dem man in der Nähe notwassern kann.

Die „Oceanic Clearance“ bekommt man erst, sobald über das HF-Funkgerät ein Kontakt mit San Francisco hergestellt wurde. Auf Rückfrage des Radar-Controllers von Honolulu bestätigte Michael den positiven Kontakt, obwohl die Funkverbindung noch lückenhaft war. Im weiteren Flugverlauf wurde die Verbindung mal etwas besser und dann auch wieder schlechter. Die Airliner halfen aber wieder aus und gaben die Positionsreporte an San Francisco weiter. Nach 3-4 Stunden Flugzeit war klar, dass San Francisco Michael nicht mehr aufgrund einer schlechter HF-Funkverbindung zurückschicken kann – was für eine Erleichterung. D-GCOB schnurrte den ganzen Flug, wie schon auf unserer gesamten Reise, wie ein Schweizer Uhrwerk. Währenddessen verfolgte Magdalena angespannt über den GOLZE-Satellitentracker das kleine Flugzeug und war über Michaels Nachrichten, dass alles gut lief, sehr erleichtert. Nach 11:40 Stunden Flugzeit kam endlich Kalifornien in Sicht und es ging über den normalen Funk weiter. Ein ausgesprochen freundlicher Controller übergab dann an Monterey Tower. Monterey wollte wissen, welchen Anflug Michael gerne hätte (GPS, ILS, Standard, etc.). Da noch ausreichend Tageslicht vorhanden war, entschied sich Michael für den kürzesten Anflug im Sichtflugverfahren. So landete D-GCOB nach über 12 Stunden Flugzeit um 20:21 Uhr sicher auf der Piste 28L.

Was für ein Flug und was für ein tolles Gefühl, diesen Meilenstein erfolgreich geschafft zu haben. Nun folgen wieder entspanntere und kürzere Flüge. Michael räumte D-GCOB noch auf und nahm dann ein Uber zu seinem Motel nahe dem Flughafen. Am Abend fielen wir völlig erschöpft ins Bett.

Am nächsten Morgen nahm Magdalena mit ca. 60-70 kg Gepäck den Airliner über Honolulu in Richtung San Francisco. Währenddessen fuhr Michael zu D-GCOB, räumte den Ferry-Tank aus, sicherte das Flugzeug für die nächsten Tage und kontrollierte das Öl und die Motoren für den Weiterflug. Anschließend nahm er einen Mietwagen und fuhr in Richtung San Francisco, wo der Flieger mit Magdalena und dem ganzen Gepäck samt Überlebensanzüge und einigem Equipment von D-GCOB landen sollte. Magdalena kam auch gut an – das Gepäck leider nicht. Das war wohl auf Honolulu geblieben, da es bei Alaska Airlines nicht einmal registriert worden war. Sehr schade nun hatten wir, bis auf die Kleidung die wir trugen, gar nichts mehr. Alaska Airlines versprach uns, sich um die Angelegenheit zu kümmern. Also fuhren wir erst einmal ins Hotel, gingen eine Pizza essen und stießen anschließend mit eine Flasche Champagner auf den großen Flug und gefühlt auch auf ein neu gewonnenes Leben an.

Am nächsten Tag stand Sightseeing von San Francisco auf dem Plan. Wir liefen an den Hafen, bewunderten Alcatraz aus der Ferne und schauten den Seelöwen beim Sonnenbaden zu. Anschließend genossen wir unseren allmählich zur morgendlichen Tradition gehörenden Cappuccino bei Star Bucks und stiegen die zahlreichen Stufen bis zum Coit Tower empor. Von dort hatten wir einen fantastischen Ausblick über ganz San Francisco und die Golden Gate Bridge. Danach wanderten wir zurück zum Fisherman´s Wharf und liefen über den Pier 39, der sich zunehmend mit lauter Touristen füllte – besonders häufig hörten wir deutsch. Am Wasser spazierten wir bis zu einem der traditionellen Cable Cars, die uns bis nach China Town mitnahm. In China Town aßen wir ein üppiges, leckeres und sehr authentisches Mittagessen. Anschließend rollten wir die Lombard Street mit ihren zahlreichen Kurven und einem prächtigen Blumenmeer hinauf und wieder hinunter. Mit völlig müden Beinen saßen wir am Nachmittag in einem kleinen Park und genossen den Blick auf die Bucht von San Francisco – was für eine wunderschöne Stadt. Kein Wunder, dass so viele Lieder von ihr handeln. Sie besitzt ein ganz besonderes Flair, mit ihren ganz geraden und steilen Straßen, den sehr gepflegten Häuschen, dem tollen Hafen, der riesigen Bucht und den zahlreichen und großen Brücken. San Francisco ist in jedem Fall eine Reise wert. Abends widmeten wir uns der Planung und der Flugvorbereitung für die nächsten Stopps. Unser Gepäck hatte glücklicherweise auch wieder den Weg zu uns gefunden. Michael schrieb jede Menge Mails an die nächsten Flughäfens, wir suchten nach Sehenswürdigkeiten, Unterkünften und Fortbewegungsmitteln.

Am nächsten Morgen packten wir unsere Sachen zusammen und fuhren über die Golden Gate Bridge – einfach ein Muss wenn man in San Francisco ist. In Sausalito bekamen wir einen Kaffee und ein kleines Frühstück. Anschließend fuhren wir zum Muir Woods National Monument – hier stehen die höchsten Bäume der Welt. Leider ließ man uns nicht in den Nationalpark, da alle Parkplätze belegt waren und eine Reservierung benötigt wurde – sehr schade. Über den Pacific Coast Highway ging es mit unserem Mietwagen dann in Richtung Monterey. Unterwegs hatten wir einen großartigen Ausblick über die Küste Kaliforniens und den Pazifik. Am Mittag hielten wir an einer Bucht, kletterten die Steilküste hinunter an den Strand und machten ein kleines Picknick, bevor wir weiter in Richtung Monterey fuhren. Entlang der ganzen Küste wechseln sich Dünen und Steilküsten mit riesigen vorgelagerten, weißen Stränden ab – wunderschön. In Monterey – einem sehr hübschen Fischerort – bezogen wir eine kleine Lodge und fuhren zum Fisherman´s Wharf, wo wir ein leckeres Abendessen mit Blick auf den Pazifik bekamen.

Am nächsten Tag fuhren wir als erstes zum Flughafen, um unser ganzes überflüssiges Gepäck zurück in D-GCOB zu stopfen. Anschließend gaben wir unseren Mietwagen ab und wurden netterweise vom Mietwagenbetreiber zum weltberühmten Aquarium Montereys gefahren, für das wir uns einen Tag vorher Karten besorgt hatten. Wir standen völlig fasziniert vor den riesigen Aquarien und genossen die wunderbaren Farben, verschiedenste Fischarten, Otter, Anemonen, Korallen, Seesterne und ganz besonders die Quallen. Was für wunderschöne Tiere. Nachdem wir alle Aquarien mindestens zweimal angeguckt hatten, machten wir einen schönen Spaziergang entlang der Küste, durch kleine Gassen mit vielen kleinen Geschäften und Restaurants, vorbei am Hafen und dem Strand bis zu unserer Lodge. Monterey ist wirklich eine hübsche und gemütliche Stadt und in jedem Fall eine Reise wert – schon allein wegen des tollen Aquariums. In der Unterkunft widmeten wir uns noch einmal der Organisation und der Flugvorbereitung für unsere nächsten Flüge. Morgen geht es nach Fullerton und zum Huntington Beach. Dort besuchen wir Uschi, die Frau von Michaels Taufpaten und die beste Freundin von Michael Mutter – wir freuen uns sehr auf den Besuch.