Von Karatschi nach Mumbai

Apr. 17, 2023

Heute wurden wir bereits vor 05:00 Uhr durch den islamischen Gebetsruf geweckt, der lautstark über die Stadt schallte. Kurz danach erwachte das Hotel zum Leben, sodass an weiterschlafen nicht mehr zu denken war. Um 07:15 Uhr brachte uns der Fahrer vom Hotel zum Flughafen.

Nachdem wir durch die erste Sicherheitskontrolle durch waren – dabei wurden unsere Taschen vollständig ausgeräumt und jede Shampoo-Flasche aufgemacht und jeder Socken angefasst – empfingen uns ein Haufen Männer darunter auch unter Handling-Agent und jede Menge Männer von der Polizei.

Zusammen ging es zur nächsten Sicherheitskontrolle, bei der erneut alles ausgeräumt und durchgeprüft wurde. Nachdem wir abgetastet waren, folgten noch weitere Kontrollen bei der gefühlt jedes Mal eine Person dazu kam. Mit neun Männern und einer Frau stiegen wir schließlich in einen Bus, der uns zu D-GCOB brachte. Am Flugzeug warteten neun weitere voll bewaffnete Männer vom Militär auf uns. Nach weiteren Abtastungen – Magdalena wurde dafür extra mit dem Bus zu einem Gebäude gefahren und dachte kurz Michael müsste nun ohne sie weiterreisen – konnten wir D-GCOB endlich unter 19 aufmerksamen Augenpaaren flugfertig machen.

Da war es dann gerade mal kurz nach 08:00 Uhr lokal Zeit und unser Flugplan war für 09:00 Uhr aufgegeben. Also verbrachten wir noch fast eine Stunde bei über 30°C höflich grinsend unter den strengen Blicken des Militärs.

Nachdem wir unsere Freigabe erhalten hatten, starteten wir pünktlich um 09:07 Uhr erleichtert über die Piste 25L in Richtung Mumbai. In FL130 ging es über die Mangroven Pakistans, eine große Sumpflandschaft, die an das Wattenmeer erinnerte und über Salzgewinnungsflächen – von oben sah Pakistan toll aus. Nachdem wir den Golf von Khamnhat überquert hatten, wurde die Luft immer diesiger und die Landschaft war durch Ackerbau geprägt.

Die Landung in Mumbai war einfach nur beeindruckend. Es reihe sich eine Perlenschnur an Airliner am Himmel und wir mit unserem kleinen Flugzeug mittendrin. Vom Controller bekamen wir die Freigabe für den Landanflug sehr spät – er wusste wohl nicht, dass wir nur so klein sind und deutlich langsamer sinken können als die Airliner – und so rasten wir im Sturzflug bei Smog und über 30°C der Landebahn entgegen. Der Flughafen liegt mitten in der Stadt und ist ähnlich frequentiert wie Frankfurt.

Am Boden packten wir stolz unsere selbstgeschweißte Handziehgabel aus, mit der man das Flugzeug rangieren kann – dies ist in Mumbai Pflicht. Die Flughafenmitarbeiter waren erst ganz skeptisch und lachten dann über uns. Gemeinsam bekamen wir D-GCOB aber in ihren Parkplatz rangiert und anschließend waren wir alle Freunde und machen jede Menge Selfies. Sogar der Flughafenmanager war gekommen, um unser kleines Flugzeug aus Deutschland zu bewundern und Fotos zu machen. Was für eine Wohltat nach all diesen strengen bewaffneten Männern in den vergangenen Tagen so viele freundliche und lachende Inder um einen zu haben.

An dieser Stelle vielen Dank Ahmed von G.A.S.E., dass du uns solche Landungen organisierst und ermöglichst! Ohne diesen Support wären wir nicht ansatzweise so weit gekommen. Auch für die weiterführenden Flüge ist bereits alles organisiert und selbst die Andamarenn sind genehmigt, obwohl es extrem schwierig ist, hier eine Landegenehmigung zu erhalten, da de Platz auch militärisch genutzt wird.

Durch den weltweitbekannten chaotischen Straßenverkehr wurden wir zum Hotel gebracht, das ausgesprochen modern, sauber und luxuriös war. Dort konnten wir uns erfrischen und bekamen ein vorzügliches Abendessen serviert. Was für eine Stadt…

Nach einem ausgezeichneten Frühstück – die indische Küche ist phantastisch – ging es mit einer sehr netten Reiseführerin durch Mumbai. Sie erzählte uns viel über die Geschichte der Stadt und zeigte uns im Schnelldurchgang alles Sehenswerte, was in einen Tag passt. Wir besuchten zum Beispiel das „Mani Bhavan“ Museum, in dem Mahatma Gandhi lebte, während er in Mumbai verweilte. Wir bestaunten unterschiedliche Tempel, Kirchen und pompöse Bauten u. a. auch die „Gateway of India“. Wir verweilten eine kurze Zeit im „Hanging Garden“, in dem die Parsen auf den Türmen des Schweigens ihre Toten den Vögeln überlassen. Warfen uns in das Gedränge der Straßenmärke und sahen u. a. auch den „Crawford Market“. Wir besuchten die „Dhobi Ghat“, eine Wäscherei im Freien, in der Mumbais „Waschvolk“ seit vielen Jahren die dreckige Wäsche aus großen Teilen der Stadt wäscht. Wir sahen den Stadtstrand und den Bahnhof und fuhren über die „Bandra Worli Sea Link“, von der aus man einen tollen Blick auf die Skyline von Mumbai hat.

Am Ende des Tages waren wir einfach überwältigt. Wir hatten vorher noch nie so eine lebendige, freundliche, nie schlafende, stark riechende, tolerante und gegensätzliche Stadt gesehen. Bei den vermutlich 22 Mio. Einwohnern – so genau weiß das niemand – leben Arm und Reich meist Haustür an Haustür. Man sieht tolle Hochhäuser mit luxuriösen Apartments und direkt daneben einen Slum. Das Leben findet auf der Straße statt, wo die Menschen handeln, essen und sich ausruhen. Es wir ununterbrochen gehupt aber alle wirken entspannt und man guckt in viele lächelnde Gesichter.

Mumbai ist in jedem Fall eine Reise wert.

Am nächsten Tag gingen wir es entspannt an. Nach einem ausgiebigen Frühstück schlenderten wir ein bisschen durch die Straßen und fuhren schließlich mit einer Rigschar zurück zum Hotel. Dort gingen wir schwimmen und widmeten uns ausgiebig der Planung und Flugvorbereitung für die nächsten Tage. Mit unserem Stopp auf den Malediven scheint es doch schwieriger als gedacht. Wir hatten von anderen Earthroundern gehört, dass man auf Gan günstig parken kann – was auf den Malediven normalerweise überirdisch teuer ist. Leider konnten wir bisher keinen solchen Rabatt raushandeln, sodass wir uns nach Alternativen umsahen. Während die Landegebühren mit 45US$ normal bis günstig ausfallen, hat man uns für das Parken 800 US$ pro Tag angeboten und 600 US$ für das Handling. Hmmmm Nein – das sind uns die Malediven nicht wert. Sehr ärgerlich, dass wir das Hotel schon gebucht hatten, aber das ist das geringere Übel.

Nach einem sehr leckeren Abendessen gingen wir zeitig zu Bett.