Vom Addu-Atoll nach Sri Lanka

Apr. 25, 2023

Um kurz vor 06:00 Uhr wurden wir durch einen sintflutartigen Regen geweckt – auch unser Badezimmer stand wieder unter Wasser, das Dach war nicht ganz dicht – hoffentlich regnet es nicht so stark bei unserem Abflug. Nach einem kurzen Frühstück – die halbe Belegschaft war extra früh für uns aufgestanden, damit wir noch frühstücken konnten – wurden wir pünktlich um 07:00 Uhr zum Flughafen gebracht. Der Regen hatte mittlerweile aufgehört und die Sonne kam durch. Den Flugplan hatten wir heute für 08:00 Uhr aufgegeben, weil wir glauben, dass es am Äquator eher abends und morgens regnet und mittags die beste Zeit wäre, um in Sri Lanka zu landen. Wettervorhersagen gibt es in diesem Teil der Welt so gut wie keine.

Am Flughafen ging alles reibungslos und ein paar Minuten später waren wir auf dem Rollfeld. Nach einer kurzen Kontrolle von D-GCOB ging es pünktlich um 07:58 Uhr über die Piste 28 in Richtung Mattala International Airport im Süden Sri Lankas. Der Flug verlief unspektakulär in FL120 und ein bisschen Gegenwind über den Indischen Ozean. Die Sicht war gut und wir mussten nur ein paar Cumulanten umfliegen – für die Äquatorregion ganz normal.

Um 12:56 Uhr landeten wir in Sri Lanka auf einem bombastischen und ausgestorbenen Flughafen und wurden dort regelrecht königlich empfangen – das lässt sich kaum in Worte fassen. Am Flughafen warteten nicht nur die Mitarbeiter des Flughafens, sondern auch der Flughafenmanager und Menschen aus der Umgebung auf uns. Alle winkten uns zu und hatten sogar Blumengirlanden gebunden, die sie uns lächelnd überreichten. Nach jeder Menge Fotos wartete bereits ein Fahrer des für uns organisierten Hotels auf uns. Unser Gepäck ging derweil allein durch die Sicherheitskontrollen. Bei unserem Hotel wurden wir ebenfalls mit Blumen und Erfrischungen vom Hotelmanager empfangen.

Wir richteten uns ein und stellten fest, dass wir unser Ladekabel der elektrischen Zahnbürste, die wir extra in Athen neu gekauft hatten, auf dem Addu-Atoll vergessen hatten – mit Zahnbürsten haben wir es wohl nicht so. Anschließend machten wir einen langen Spaziergang um einen nahe gelegenen See, an dessen Ufern riesige alte Bäume standen, in denen tausende von Flughunden schliefen. Überall liefen Kühe und Wasserbüffel durch die Gegend und alle Menschen denen wir begegneten winken uns zu, lächelten, grüßten und wollten Fotos mit uns machen.

Bei Sonnenuntergang stiegen wir auf die Dachterrasse des Hotels und konnten sehen, wie die Flughunde aus ihren Schlafbäumen aufsteigen und in ihre Jagdreviere flogen. Ein spektakulärer Anblick wie sich tausensende dieser riesigen Fledertiere auf den Weg machten. Gleichzeitig kamen hunderte weiße Vögel, die wohl jede Nacht die Schlafbäume der Flughunde zur Nachtruhe nutzten.
Man kann die Stimmung hier schwer beschreiben, einerseits ist das Land natürlich arm aber die Menschen wirken entspannt, freundlich und sehr friedlich. Die Natur darf hier noch Natur sein – so hängt bei uns am Hotel beispielsweise ein riesiges Wildbienennest. Undenkbar in Deutschland, da hätten alle Angst vor Stichen und Allergien. Der Hotelmanager erklärte uns, dass das Nest dort schon seit Jahren hänge und mal sind die Bienen da und mal nicht. Man hat den Eindruck, dass die Menschen hier mit der Natur leben, die unglaublich grün, üppig, feuchtwarm und wild ist. Auch hier gibt es Plastikmüll aber im Gegensatz zu Griechenland, dem arabischen Raum, Indien und dem Addu-Atoll nur einen Bruchteil.

Leider ist hier der Tourismus in den letzten Jahren durch Corona und den Terroranschlag 2019 stark eingebrochen. Wir finden, Sri Lanka ist in jedem Fall eine Reise Wert und wir waren hier bestimmt nicht das Letzte Mal.

Heute haben wir die Landegenehmigung für die Andamaren erhalten. Diese Genehmigung ist besonders schwer zu bekommen, da der Flugplatz auch militärisch genutzt wird. Unser Agent Ahmed von G.A.S.E. hat wieder einmal Wunder vollbracht und rechtzeitig alles besorgt. Was würden wir nur ohne Ahmed machen?!

Morgen gehen wir auf eine Safari und freuen uns schon auf die Natur und Tierwelt.

Pünktlich um 05:00 Uhr klingelte der Wecker und um 05:30 ging es los zum Yala-Nationalpark. Der Nachbar vom Hotel, der einen umgebauten Toyota Hilux mit Sitzen auf der Ladefläche besaß, sollte unser Reiseführer sein. Im Nationalpark angekommen, stieg auch noch ein Guide zu uns, der uns viele Dinge zum Park und den Tieren erzählte. Die Tour war sehr schön, wir konnten u. a. Elefanten, Wasserbüffel, jede Menge Vögel und Krokodile beobachten. Unser Guide erzählte uns, dass der Nationalpark 1938 von den Engländern errichtet wurde und zur Jagd diente. Der Park ist ca. 1500 km² groß und die Tiere werden sich dort selbstüberlassen, nur bei Dürreperioden werden die Wasserlöcher gefüllt.

Da unser Hotel heute zwei Hochzeiten gleichzeitig austrug und wir den unteren Bereich nicht so gut nutzen konnten, entschlossen wir uns ins „Village“ nebenan zu laufen. Das „Village“ bestand nur aus etwa zwei Dutzend Geschäften, aber ein Liquore Store war auch dabei. Da wir eigentlich seit Beginn der Reise alkoholtechnisch „Ramadan“ hatten, beschlossen wir uns eine Flasche Cabernet Sauvignon zu ergattern. Unglaublich was die Einheimischen an Alkohol dort kaufen – vor dem Laden war eine längere Schlange und alle drängelten sich immer wieder vor. Gott sei Dank nahm der Laden auch eine Kreditklarte, da wir nicht genügend Sri Lanka Rupien dabeihatten. Im Hotel waren die Hochzeiten im vollen Gange und es wurde laute Musik gespielt und viel getanzt. Heimlich mit unserer Flasche unter dem Arm schlängelten wir uns ins Hotelzimmer.

Nachdem wir unsere Flugvorbereitung für den Flug zu den Andamaren abgeschlossen hatten, gönnten wir uns erst mal ein Glas Rotwein – oder gleich die ganze Flasche? – wir wollten ja auch keine Verwundeten zurücklassen…
Wir sind schon sehr gespannt auf unseren morgigen Flug. Das sind fünf Stunden über Wasser, ohne eine Möglichkeit zwischenzulanden. Schön, dass wir so ein wunderbares und zuverlässiges Flugzeug haben und uns solche Strecken auch zutrauen.