So richtig tief schliefen wir nicht in der Nacht – wir waren doch sehr aufgeregt vor diesem über siebenstündigen Flug samt Ferry-Tank über den indischen Ozean und ohne Möglichkeit zwischenzulanden – gleichzeitig freuten wir uns sehr auf Australien. Wir beide wollten da schon immer mal hin und es muss fantastisch sein, plötzlich die Küste Australiens zu erreichen.
Um kurz vor 07:00 Uhr wurden wir von unserem Handling-Agenten mit zum Flughafen genommen. Alle Straßenränder leuchteten rot von Krabben – völlig verrückt – und überall kreisten die riesigen Fregattvögel.
Am Flughafen wehte ein sehr kräftiger Wind. Wir packten unseren Ferry-Tank samt Pumpe aus und verstauten diesen auf dem Rücksitz. Unter den Tank legten wir eine Schutzfolie – das Jet-Fuel diffundiert mit der Zeit überall durch und wir wollen den Gastank nicht dauerhaft in den Sitzen haben. Von Jens hatten wir einen großen Trichter zum Befüllen des Ferry-Tanks bekommen, da ein Betankungsvorgang nur außerhalb des Flugzeugs erlaubt ist.
Zu uns kam ein sehr freundlicher und erfahrener Tankwart, der uns ganz entspannt und langsam alle Tanks befüllt – auch so einen Ferry-Tank hatte er schon ein paar Mal befüllt. Obwohl wir den Zusatztank zuhause nicht getestet hatten, funktionierte alles einwandfrei und wir konnten die zusätzlichen 100 l problemlos in die Haupttanks umpumpen.
Um 08:28 Uhr rollten wir dann das erste Mal überladen und bei sehr böigem Wind auf die Startbahn 18 – D-GCOB hob aber gut ab und so ging es in Richtung des australischen Kontinents. Kurz nach dem Start sahen wir uns plötzlich Auge in Auge mit einem Fregattvogel – Michael und der Vogel reagierten aber beide prompt und so konnten wir einer Kollision knapp entgehen. Der Vogel kannte die Ausweichregeln im Flugverkehr zwar nicht und wich nach links aus – wir taten aber gleiches.
In FL130 und ein bisschen Wind mal von vorne mal von der Seite ging es über sieben Stunden lang über den indischen Ozean – mit FL130 kommen wir sehr gut zurecht – wir brauchen gerade noch keinen Sauerstoff und erreichen trotzdem eine ganz gute „true air speed“, denn je höher man fliegt, umso „dünner“ wird die Luft und man bewegt sich dadurch schneller.
Unterwegs sahen wir rechts und links von uns wieder große Gewittercumulanten, die sich aber gut umfliegen ließen. Die Betankung mit dem Ferry-Tank klappte ausgezeichnet und wir entspannten uns zunehmend. Nur der HF-Funk funktionierte nicht – nicht außergewöhnlich – wir hatten von anderen Earthroundern gehört, dass sie ebenfalls Probleme damit hatten aber an Land wollen wir es trotzdem noch mal testen. Von Hawaii nach Monterey muss es zwingend klappen, um die „oceanic clearance“ zu erhalten.
Kurz vor der Dämmerung sahen wir dann die australische Küste und landeten um 16:37 Uhr auf der Piste 10 in Broome. Wir wurden direkt von der Border Force, vom Zoll, der Immigration und einem Tanklaster begrüßt. Am Abend vorher hatten wir alle Einreiseformular ausgefüllt und zum Flughafen in Broome geschickt – in Australien wollen wir dir Flugplanung selbst machen, da hier die private Fliegerei sehr stark verbreitet ist – Ahmed unterstützt ein wenig und übernimmt nach Australien dann wieder.
Da wir wieder ausreichend Insektendesinfektionsmittel an Bord hatten und alle Formulare ausgefüllt waren, wurden wir herzlich begrüßt und sich mehrfach nach unserem Wohlergehen nach so einem langen Flug erkundigt. Wir erhielten einen Code, um jederzeit selbständig in den Flughafenbereich und zu D-GCOB zu gelangen, wurden vollgetankt und bekamen einen Parkplatz zugewiesen. Danach zogen alle ab und wir hatten Zeit unseren Ferry-Tank wegzupacken, D-GCOB einmal vernünftig aufzuräumen und alles durchzusortieren. Wie entspannt das hier auf dem Flughafen gehandhabt wurde. Während wir alles durchsortierten und wegpackten, ging die Sonne spektakulär unter.
Wir riefen uns ein Taxi und wurden zu unserer Unterkunft gebracht. Da Australien sehr teuer ist, entschieden wir uns Airbnb zu nutzen und kamen bei einem sehr freundlichen Herrn an, der sein Haus fast direkt am Strand hatte und bei dem wir ein Zimmer mit angrenzendem Bad bekamen. Alles total nett und entspannt.
Wir gingen noch ein bisschen Brot und Wasser kaufen und fielen dann sehr müde und zufrieden ins Bett.
Am nächsten Tag schliefen wir ein bisschen aus, wuschen unsere Wäsche, machten die Flugvorbereitung für unseren nächsten Stopp am Ayers Rock und gingen einkaufen. Danach liefen wir an Strand, wo wir schwammen, schliefen, ein bisschen spazieren gingen und die Sonne genossen. Was für eine fantastische Landschaft. Auf dem Weg zum Strand gingen wir durch einen kleinen bewaldeten Bereich in dem Papageien in den Bäumen saßen und die Erde tiefrot war, dann kletterten wir über Dünen, die an die Nordseeküste erinnerten und waren am Cable Beach, einem riesigen weißen Sandstrand mit Sand wie Puderzucker. Der Himmel und das Wasser waren so unfassbar blau. Es war warm aber sehr trocken, das Wasser schön kühl und der Strand absolut leer. Hier wäre ein Ort zum Bleiben und Leben.
Als die Sonne unterging liefen wir zurück in unsere Unterkunft, kochten uns das erste Mal seit Beginn unserer Reise selbst ein Abendessen und genossen die nächtliche Wärme auf der Terrasse.
Für den nächsten Tag hatte uns unser Vermieter ein Auto geliehen und wir wollten uns eine in der Nähe gelegene Pearlfarm am Willies Creak ansehen. Um dort hinzugelangen, ging es offroad durchs Outback. Sehr beeindruckend, ohne eine höher gelegenes und allrad betriebenes Auto wäre man hier verloren. Die Einheimischen haben auch alle ein HF-Funkgerät dabei, da die Netzverbindung beim Verlassen der befestigten Straßen aufhört.
Die Pearlfarm war interessant anzusehen. Hier wurden sehr große und wunderschöne Salzwasserperlen gezüchtet. Die Austern wurden dafür sehr aufwendig und intensiv gepflegt. Nach zwei Jahren werden den Austern im Labor die Perlen entnommen und wieder neue und dann entsprechend größere Roh-Perlen eingesetzt, die dann von der Auster neu „ummantelt“ werden.
Am Mittag ging es entlang des Willies Creak und durchs Outback zurück nach Broome. Was für eine wunderschöne Natur. So unberührt und ein unglaubliches Farbenspiel. Der rote und direkt an der Küste schneeweiße Sand im Kontrast zu den grünen Pflanzen und dem tiefblauen Himmel.
In Broome gingen wir einkaufen, besuchten D-GCOB, füllten einen halben Liter Öl nach und erkundigten uns nach dem Abflugprozedere für den nächsten Tag. Anschließend fuhren wir an den Cable Beach, um uns den Sonnenuntergang anzugucken. Ein richtiges Event – überall waren Camper, Autos und Boote – die Einheimischen und die Touristen trafen sich hier mit Freuden, machten Picknick, tranken Wein und warteten auf den Sonnenuntergang. Die Sonne ging dann auch sehr spektakulär im Meer unter – was für ein wunderschönes Fleckchen Erde hier.
Anschließend gingen wir noch in einem sehr lebendigen und originellen mexikanischen Restaurant etwas essen – etwas später am Abend wurden hier plötzlich deutsche Schlager gespielt – und fielen dann zufrieden ins Bett.
Australien ist phantastisch, die Menschen unglaublich entspannt und lebensroh, die Landschaft wunderschön und das Wetter sehr angenehm. Wir freuen uns das Land noch weiter erkunden zu dürfen.