Von Neukaledonien nach Tonga

Juni 2, 2023

Um 06:15 Uhr wurden wir von einem Taxi abgeholt und zum Flughafen gebracht. Während der Taxifahrt ging die Sonne auf, während die Berge und Wälder noch im Dunst lagen – das sah richtig schön aus, die Landschaft wirkte wie bei „Herr der Ringe“ – Natur pur. Die Flughafenmitarbeiter empfingen uns herzlich und brachten uns schnell durch die Immigration. Einer der Mitarbeiter sprach sogar richtig gut Deutsch und war ein großer „Scorpions“ Fan.

Auf dem Rollfeld packen wir den Ferry-Tank aus und machten D-GCOB flugfertig. Der Tanklaster kam noch mal zu uns und tankte in unseren Rücksitztank weitere 80 Liter. Dabei guckten alle etwas entgeistert und fragten mehrfach, ob das wirklich sicher sei. Mittlerweile war klare Sicht und Sonnenschein – wir haben mal wieder so ein Glück mit dem Wetter. Um 08:00 Uhr ging es über die Piste 11 in Richtung Tonga. D-GCOB hob trotz des zusätzlichen Gewichts des Ferry-Tanks gut ab und schaffte eine ordentliche Steigleistung. Trotzdem mussten wir nach dem Start noch ein paar Runden über der Küste Neukaledonien drehen, bis wir die ausreichende Höhe erreicht hatten, um über die Berge der Insel hinwegzukommen.

In FL130 und teilweise sehr gutem Rückenwind ging es dann knapp sieben Stunden über den Südpazifik. Nach etwa einer Stunde wurde die Verbindung zu den Controllern auf Neukaledonien schlechter und wir bekamen zwei HF-Frequenzen genannt. Wir tauschten also wieder das Fenster, ließen unsere 10 m Antenne hinter uns her wehen und drehen fleißig die Frequenzen ein. Und plötzlich funktionierte es – wir bekamen Kontakt und konnten während unseres gesamten Flugs unsere Positionsreporte über HF durchgeben. Wir freuten uns wie verrückt – was für eine Erleichterung, nun wirkt plötzlich auch der Flug über den ganz großen Teich nach Amerika realistisch.

Bei bestem Wetter landeten wir um 16:34 Uhr auf der Piste 11 auf Tonga – während des Flugs hatten wir wieder zwei Stunden Zeit eingebüßt. Auf Tonga wurden wir zuerst ein bisschen skeptisch empfangen, aber nach und nach tauten alle auf und am Ende waren alle sehr freundlich und hilfsbereit. Wir wurden sogar extra mit einem Golfcar die 20 m zum Flughafengebäude gebracht – die Insulaner scheinen sich nicht so gerne zu bewegen, was sich durchaus in den Körperumfängen bemerkbar machte. Wir haben noch nie so viele dicke Menschen gesehen – möglicherweise sind wir die schlankesten auf der ganzen Insel.

Am Vortag hatten wir uns einen Mietwagen gebucht, doch als wir ankamen, war der Laden leider schon geschlossen. Einer der Flughafenmitarbeiter rief aber einfach bei AVIS an und tatsächlich schickten die einen Mitarbeiter los, der uns den Schlüssel für das Auto brachte. Nach einer knappen Stunde Wartezeit saßen wir dann glücklich im Mietauto und fuhren zu unserer Unterkunft nach Nuku’alofa. Das Zimmer war einfach aber groß und sauber – was wollen wir mehr.

Wir machten noch einen Spaziergang durch Nuku’alofa und fanden in einem der zahlreichen Chaosmärkte alles, was wir brauchten. Morgen und übermorgen erkunden wir die Insel. Da am Sonntag alles geschlossen ist – auch der Flughafen – verschoben wir unseren nächsten Flug um einen Tag.

Am nächsten Morgen gab es von unserer Unterkunft ein kleines Frühstück bestehend aus Toast, Marmelade, Kartoffelecken und Ei. Dann stiegen wir in unseren Mietwagen und fuhren an die Nordspitze Tongas. Auf dem Weg kamen wir durch kleine Dörfer, in denen überall Hunde und Schweine durch die Gegend liefen. Außerdem gab es in jedem kleinen Ort eine Kirche und eine Schule – die Tongaer sind sehr christlich, scheinen aber auch viel Wert auf Bildung zu legen. Die kleinen Häuser waren einfach, dafür waren aber fast alle Gärten sehr gepflegt und toll bepflanzt. Die Einwohner wirkten sehr entspannt, langsam und freundlich. Außerhalb der Dörfer gab es kleine Plantagen von Banen- und Kokospalmen sowie Felder voller Tarowurzeln. Und alles schien kurz davor von dichtem Dschungel überwuchert zu werden.
An der Nordspitze fanden wir einen schönen langen Naturstrand mit vorgelagertem Riff. Am Rand des Strandes konnte man teilweise noch die Auswirkungen den Tsunami 2022 in Form von Ruinenresten erkennen. Der gesamte Strand war über und über mit schönsten Korallenstückchen, Muscheln und Schneckengehäusen überzogen.

Wir genossen also einen Spaziergang bei 24° C und leichter Bewölkung, bei dem wir Händeweise an Meeresschätzen sammelten. Da D-GCOB aber sowieso schon so viel zu schleppen hat und wir mit dem Gewicht sehr limitiert sind, entschieden wir uns am Ende doch nur für eine kleine Handvoll Muscheln.

Anschließend fuhren wir zum Flughafen, um unsere Landegenehmigung zu bezahlen – der Weg dorthin ging offroad durch Plantagen und Dschungel. Am Flughafen wollte jedoch niemand unser Geld entgegen nehmen – das wäre Sache des Ministry of Infrastruktur. Da allerdings Samstag war, arbeitete dort niemand. Am Sonntag ist auf Tonga sowieso alles dicht und am Montag, wenn wir weiterfliegen wollen, ist ein Feiertag. Wir fuhren trotzdem zurück nach Nuku’alofa und versuchten beim Ministry of Infrastruktur jemanden zu finden – ohne Erfolg. Also schrieben wir eine E-Mail und bekamen tatsächlich eine Antwort mit einer Uhrzeit, an der wir das Geld bezahlen könnten. Wir gingen also einkaufen – sonntags haben nicht nur die Supermärkte sondern auch die Restaurants geschlossen und bezahlten anschließend unser Landegenehmigung. Die Mitarbeiter des Ministry of Infrastruktur waren sehr nett, nur eine Quittung gab es nicht, weil die Mitarbeiterin nicht in ihr Gebäude kam. Am Abend fanden wir noch ein schönes Restaurant, in dem wir aßen.

Am nächsten Tag besichtigten wir als erstes den königlichen Palast und anschließend den Tsunami Rock – ein großer Fels, der nahe einer kleinen Bucht allein mitten in der Landschaft lag. Danach fuhren wir zu den Mapua Vaea Blowholes – ein wunderschönes Naturschauspiel, als die Wellen durch die Felsen brachen und zischend durch die Löcher entwichen. Am Finehika Beach, einer winzigen Bucht ganz für uns allein, genossen wir die Sonne und das Meer. Am Nachmittag schauten wir uns dann noch den beeindruckenden Hufangalupe Beach an und fuhren zurück in unsere Unterkunft.

Dort ärgerten wir uns den Abend über mit falschen und nicht bezahlbaren Rechnungen rum. Nebenher machten wir die Flugvorbereitung für die nächsten Stopps – gar nicht so einfach mit kaum vorhandenem Internet. Morgen geht’s nach Samoa und wenn die Landegenehmigung für Kiribati noch rechtzeitig eintrifft, wollen wir am nächsten Tag direkt weiter nach Kiribati. Das Wetter verschlechtert sich in den nächsten Tagen und der Flug ist zu lang, um unterwegs auf Gewitter und Gegenwind zu treffen. Außerdem ist Samoa so gut wie ausgebucht. Die einzige Unterkunft, die wir noch buchen konnte, war eine kleine Absteige direkt am Flughafen – da kommt wahrscheinlich nicht so das Urlaubsfeeling auf.

Tonga hat uns sehr gut gefallen. Die Menschen sind wirklich sehr freundlich, zuvorkommend und leben die christlichen Werte. So wurden wir mehrfach angesprochen, ob man uns helfen könne oder ob wir mit dem Auto irgendwohin mitgenommen werden möchten. Die Menschen hier kennen vielleicht weder Reichtum noch Armut. Es gibt wenig große Häuser, wir haben aber auch keinen einzigen Obdachlosen gesehen und am Sonntag waren alle Menschen sehr fein für die Kirche herausgeputzt. Auch lag verhältnismäßig wenig Müll in der Natur und auf der Straße. Wenn man allerdings die Postkartenstrände sehen möchte, sollte man wieder eines der Atolle besuchen. Die Hauptinsel ist eher von rauen Klippen und vorgelagerten Riffs geprägt. Es gab viel zu sehen und in den vielen kleinen und gemütliche Buchten konnte man zwar nicht schwimmen aber die Sonne genießen.